Dr. Simon Gerdemann
Tätigkeit:
Wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Wirkungsanalyse des deutschen und europäischen Whistleblowing-Rechts“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Georg-August-Universität Göttingen
Fachgebiete:
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Beiträge
Mit Dr. Simon Gerdemann, LL.M. (Berkeley) und Dr. Johannes Dilling, LL.M., präsentieren wir Ihnen unsere beiden Experten im Bereich Whistleblowing. Die beiden referieren gemeinsam in einer unserer am meisten nachgefragten Veranstaltungen zum Hinweisgeberschutzgesetz. Während sich Dr. Gerdemann als Wissenschaftlicher Leiter des Projekts "Wirkungsanalyse des deutschen und europäischen Whistleblowing-Rechts" der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Georg-August-Universität Göttingen intensiv mit der Thematik auseinandersetzt, bringt Dr. Dilling als Partner und Rechtsanwalt der Dilling Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB seine praktische Erfahrung im Umgang mit Hinweisgeberfällen ein.
❓ Sie sind wahre Experten auf dem Gebiet des Hinweisgeberschutzes. Was hat Sie dazu inspiriert, sich auf das Thema Whistleblowing zu spezialisieren?
Dilling: Wenn wie bei mir Compliance Beratungsschwerpunkt ist, dann kommt man schnell darauf, dass Hinweisgebersysteme eine sehr gute, vielleicht sogar die beste Compliance-Maßnahme sind. Denn sie sind kostengünstig, wirksam und schnell einzurichten.
Gerdemann: Ich bin vor etwa 10 Jahren über meine Forschungsarbeiten zum US-Recht zum Whistleblowing gekommen. Durch den internationalen Blick merkt man schnell, wie sehr das Thema in Wissenschaft und Beratung in Deutschland bislang unterrepräsentiert war und dass es sich lohnt, das zu ändern.
❓ Welchen Rat würden Sie Arbeitgebern geben, die im Umgang mit dem neuen Hinweisgeberschutzgesetz Fehler vermeiden wollen?
Dilling: Ich würde die Anbieter verschiedener Systeme kritisch vergleichen, um zu vermeiden, ein zu teures, ein wenig wirksames oder ein solches System einzurichten, das nicht rechtskonform ist. In dem Zusammenhang gilt es auch zu beachten, dass sich die Anforderungen an ein wirksames System nicht allein aus dem Hinweisgeberschutzgesetz ergeben. So müssen beispielsweise anonyme Meldungen ebenfalls entgegengenommen und bearbeitet werden, auch wenn hierzu nach dem HinSchG keine Verpflichtung besteht.
Gerdemann: Arbeitgeber sollten das HinSchG nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Chance begreifen und sich mit seinen wichtigsten Vorgaben eingehend auseinandersetzen – auch um Haftungsrisiken zu vermeiden, etwa mit Blick auf die Einhaltung der Vertraulichkeitsvorschriften.
❓Mit welchen Herausforderungen sind Sie als Referenten aktuell konfrontiert und wie haben Sie gelernt, mit diesen Herausforderungen umzugehen?
Dilling: Die größte Herausforderung besteht für mich darin, auch angrenzende Rechtsgebiete wie Datenschutzrecht oder Arbeitsrecht, insbesondere Betriebsverfassungsrecht so zu beherrschen, dass ich verlässliche Antworten geben kann. Dieser Herausforderung stelle ich mich dadurch, dass ich mich auch in diesen Gebieten fortlaufend weiterbilde und den Austausch mit Expert:innen wie Herrn Dr. Gerdemann suche. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Anforderungen, die das LkSG an Beschwerdeverfahren stellt, mit denen des HinSchG in einem einheitlichen Meldeverfahren zu vereinbaren.
Gerdemann: Auch wenn das HinSchG in vielen Bereichen für Rechtsklarheit sorgt, gibt es doch noch viele Problemstellen – sei es durch interpretationsbedürftige Rechtsbegriffe oder unionsrechtswidrige Bestimmungen. Über solche Probleme darf man nicht hinweggehen, sondern muss sie klar benennen, um Praktikerinnen und Praktikern möglichst reinen Wein einzuschenken.
❓ Welche Aspekte Ihrer Tätigkeit als Referent bei der BeckAkademie Seminare bereiten Ihnen die größte Freude und Erfüllung?
Dilling: Der Austausch mit Herrn Dr. Gerdemann und den Teilnehmer:innen.
Gerdemann: Das kann ich ganz genau so zurückgeben.
❓ Wie tanken Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit frische Energie durch Hobbys oder Aktivitäten auf?
Dilling: Ich höre Musik, treffe mich mit Freunden und treibe Sport.
Gerdemann: Ich reise sehr gerne und halte mich mit Mannschaftssport fit – wenn der innere Schweinehund mich abends nicht zum Streaming-Dienst führt.
Vielen Dank für das Gespräch!